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„100 Jahr bald uff de Gass – Schwellköpp bringe Freud und Spass“
Fünf Schwellköpp Am Vierfarbbunten Bande

Fünf Schwellköpp Am Vierfarbbunten Bande

📅 15. November 2022 ⏱️ 3 Minuten 👤 Redaktion

Die Idee, teure Großveranstaltungen – im konkreten Fall den 72. Deutschen Katholikentag in Mainz – mithilfe vorab zu erwerbender Anstecker zu finanzieren, haben sich die Fastnachter 1948 von der katholischen Kirche abgeschaut. Seitdem gibt es Zugplakettchen. Sie werden stets von November an als „Eintrittskarte“ für den jeweils nächsten und eigentlich ja frei zugänglichen Rosenmontagszug angeboten.

Vor ziemlich genau 50 Jahren wurden aus den bis dahin gestalteten Pins und Buttons aus Metall schließlich dreidimensionale Figuren aus Plastik: Angefangen bei den zunächst noch eher zierlich anmutenden Gardisten und Hofsängern, entwickelten sich die mittels Band vor der Brust zu tragenden Kunststoffgebilde zu echten Schwergewichten. Und so baumelten schon mal „Drei tanzende Narren vor dem Dom“ sowie das an Fastnachtstagen sehr beliebte Trio aus „Weck, Worscht un Woi“ am Bande der Unterstützer. Einzelne Modelle, die bis heute mangels Alternative in China gefertigt werden, durften gar batteriebetrieben blinken oder kurze Liedsequenzen zum Besten geben.

Suche nach Herstellern in Deutschland oder Europa

Auch „Annabell“ und „Kevin“, die beiden frisch eingetroffenen Zugplakettchen der am Freitag beginnenden Kampagne 2022/23, haben den weiten Weg aus Asien hinter sich. Sie gelangten mit dem Flieger via Frankfurt nach Mainz. Weil sich Reedereien angesichts weltweiter Logistikprobleme nicht auf einen verbindlichen Liefertermin festlegen wollten, wie Hans-Jörg Langenbach am Dienstag bei der Präsentation des närrischen Plastiknachwuchses erklärte.

Mit dem Flugzeug seien die bestellten 30.000 Zugplakettchen aber zum Glück rechtzeitig eingetroffen, saachte der beim Mainzer Carneval-Verein (MCV) von 1838 zuständige Sprecher des Plakettenausschusses. Wobei man für jedes dieser Figürchen, die an die selbst noch junge Jugendabteilung des örtlichen Schwellkopp-Träscher-Clubs erinnern sollen, Transportkosten von 1,20 Euro entrichten müsse.

Der MCV suche schon seit gut eineinhalb Jahren nach anderen Lösungen, also möglichst nach Herstellern in Deutschland oder Europa, saacht Langenbach: „Wir sind dran, aber bisher hat es nicht geklappt.“ Für den vergleichsweise unsicheren Transport auf dem Seeweg wären übrigens ebenfalls Preise von mehr als einem Euro je Exemplar fällig.

Bis 14. Dezember und dann wieder vom Neujahrstag an bis Rosenmontag werden die „Plakettcherverkäufer“ nun wieder in der Stadt unterwegs sein, um „Annabell“ und „Kevin“ für sechs Euro das Stück an den Mann oder die Frau zu bringen. Sammler, von denen etliche zu Hause im Keller stattliche eigene Rosenmontagszüge aufgestellt haben, müssen sich entscheiden: Wollen sie nur ein 2023er Zugplakettchen kaufen oder aber doch gleich die ganze, aus fünf verschiedenen Jugend-Schwellkopp-Trägern bestehende Narrengang erwerben.

Ihre erwachsenen Vorgänger wurden übrigens vor fast 100 Jahren vom Unternehmer Ludwig Lipp, damals Chef einer Firma für Theater-Plastik, entworfen. Am Freitag dürften zumindest einige der insgesamt 30 Pappmachéköpfe, die inzwischen zur Mainzer Familie gehören, mal wieder um den Fastnachtsbrunnen herum tanzen. Denn sie gehören als feste Größe zum Kampagnenauftakt, der in den Karnevalshochburgen traditionell am Elften im Elften um elf Uhr elf zelebriert wird.

Mehrere Jubiläen dürfen gefeiert werden

Das Ereignis könne „wie in besten Zeiten“ auf dem Schillerplatz wieder ohne Zugangskontrollen und sonstige Corona-Vorschriften begangen werden, saachte der neue MCV-Präsident, Hannsgeorg Schönig. Das Verlesen des aus elf Artikeln bestehenden Närrischen Grundgesetzes, mit dem das Volk schon auf die zwischen Neujahr und Aschermittwoch zu bestehenden Herausforderungen eingestimmt werden soll, überlässt er allerdings den Vertretern zweier jubilierender Garden: Der Kostheimer Carneval-Verein darf 2023 sein hundertjähriges Bestehen feiern und der Carneval-Club Weisenau sich auch über seine Gründung vor 75 Kampagnen freuen.

Bei der vierfarbbunten Zusammenkunft am Fastnachtsbrunnen, zu der in Vor-Corona-Zeiten meist Tausende überwiegend maskierte Besucher gekommen waren, darf auch Stimmungs- und Schunkelmusik nicht fehlen. Die von 11.11 Uhr an bis zum Abend unter anderem von den Hofsängern, der Spassmacher Company, den Bockiusbrüder und den Amigos del Sol auf die erstmals direkt vor dem Osteiner Hof stehende Bühne gebracht werden soll.

Von Markus Schug |  F.A.Z. Rhein-Main-Süd.  Quelle: F.A.Z.